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Zweitstudium Psychologie – so ergatterst du einen Studienplatz!

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Wenn du später im Leben die Entscheidung triffst, noch einmal ein Studium zu beginnen, dann steht möglicherweise das Thema Zweitstudium für dich im Raum. Als Zweitstudium bezeichnet man ein Studium, welches man anfängt, nachdem man bereits einen fertigen Abschluss in einem anderen Fach erworben hat. Es kann verschiedene Gründe für ein Zweitstudium geben. Vielleicht war das Erststudium doch nicht das Richtige oder ein weiterer Abschluss kann dir neue berufliche Türen öffnen. Allerdings ist die Bewerbung auf ein Zweitstudium nicht ganz unkompliziert. Wenn du dennoch darüber nachdenkst, im Zweitstudium Psychologie zu studieren, dann ist dieser Artikel für dich.

Gründe für ein Zweitstudium

Ein Zweitstudium ist ein Studium, welches völlig unabhängig von einem weiteren Erststudium begonnen wird. Wenn du einen Bachelorabschluss in der Tasche hast und ein Masterstudium anfängst, welches darauf aufbaut, dann handelt es sich also nicht um ein Zweitstudium. Wenn du ursprünglich studierte Chemikerin bist und nun beschließt, Psychologie im Bachelor zu studieren, dann hingegen schon. Ein Zweitstudium kann immer dann sinnvoll sein, wenn du dich beruflich noch einmal grundlegend umorientieren möchtest oder ein großes Interesse an deinem Fach hast. Dieses Interesse lässt sich manchmal schlichtweg anderweitig nicht befriedigen. Ich zum Beispiel habe mich immer schon sehr für Psychologie interssiert und denke nicht, dass sich das irgendwann ändert. Vermutlich hätte ich mein Studium selbst dann begonnen, wenn ich absolut keine Absichten hätte, später damit beruflich etwas zu machen. Einfach so, weil die Neugierde so groß war und immer noch ist.

Wie lässt sich das Zweitstudium in Psychologie finanzieren?

Die Hürden, die es beim Zweitstudium in Psychologie zu bewältigen gibt, sind hauptsächlich formaler und bürokratischer Natur. Dass Finanzierungsmöglichkeiten, die es im Erststudium noch gab, möglicherweise wegfallen, ist hingegen weniger überraschend. Dennoch möchte ich an dieser Stelle kurz darauf eingehen. Zum einen ist es in der Regel nicht möglich, im Zweitstudium BAföG zu beziehen. Eine Ausnahme wäre es, wenn Erst- und Zweitstudium beide für ein bestimmtes Berufsziel nötig wären und es auch keine andere Möglichkeit gäbe, dieses Ziel zu erreichen.

Auch das Kindergeld ist selten noch eine Option. Theoretisch lässt sich Kindergeld bis 25 beziehen – wer jedoch ein Zweitstudium beginnt, befindet sich meist bereits oberhalb der Altersobergrenze. Hinzu kommt, dass an den staatlichen Hochschulen einiger Bundesländer zusätzliche Gebühren bezahlt werden müssen, über die du dich vorab informieren solltest. Ideal ist es also, wenn du mit einem gewissen finanziellen Puffer in dein Zweitstudium startest – oder nebenbei weiterhin etwas arbeiten kannst, um dir deinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Weitere Finanzierungsmöglichkeiten findest du hier.

Das Bewerbungsverfahren

Die wenigsten Menschen kennen jemand in ihrem Umfeld, der ein Zweitstudium erfolgreich absolviert hat. Umso wahrscheinlicher ist es, dass sie zunächst überfordert mit den formalen Hürden sind, die es zu überwinden gilt. In diesem Fall heißt es, erstmal ruhig zu bleiben und sich alles genau anzuschauen. Oft lässt sich dennoch ein Weg finden, um das Traumstudium zu verwirklichen.

Die größte Hürde bei zulassungsbeschränkten Studiengängen ist die Sonderquote. Da das Studienfach Psychologie in den meisten Fällen eine Zulassungsbeschränkung besitzt, wird diese Quote für dich vermutlich relevant sein. An privaten Hochschulen und Universitäten sieht das häufig anders aus. Wenn du in der Lage bist, die hohen Gebühren zu zahlen (in der Regel zwischen 600 und 800 Euro pro Monat), dann wäre das möglicherweise eine Alternative für dich.

Was bedeutet das also, dass es eine Sonderquote gibt? Die meisten Hochschulen haben eine bestimmte Prozentzahl an Studienplätzen für besondere Fälle reserviert. Dies betrifft – je nach Hochschule – zum Beispiel Härtefälle, Spitzensportler oder ausländische Studierende. Auch die Zweitstudierenden besitzen solch eine Quote – in der Regel liegt sie zwischen 2 und 4 Prozent. Das bedeutet, dass 2 oder 4 von 100 Studienplätzen an Zweitstudierende vergeben werden. Bewirbst du dich also an einer Uni, die für das Fach Psychologie 300 Studienplätze zur Verfügung stellt, gehen davon nur maximal 12 an Zweitstudierende. Für diese 12 Plätze gibt es unter den Bewerbern wiederum ein gesondertes Zulassungsverfahren. Um in diesem Verfahren zu punkten, kommt es hauptsächlich darauf an, wie gut du deine Entscheidung begründen kannst. Auch die Note aus deinem Erststudium spielt häufig eine Rolle dabei.

Punktevergabe für die Sonderquote

Das Konzept des Zulassungsverfahrens ist in der Regel so, dass du durch verschiedene Faktoren eine bestimmte Anzahl an Punkten sammeln kannst. Die Begründung für ein weiteres Studium kannst du beispielsweise entweder auf „berufliche“ oder auf „wissenschaftliche“ Gründe stützen. Für wissenschaftliche Gründe kannst du bis zu 9 Punkte sammeln. Hierbei geht es darum, nachzuweisen, dass du bereits forschend tätig bist und durch dein weiteres Studium dein Forschungsfeld interdisziplinär erweiterst. Hierfür musst du dir vorab ein Gutachten bei der Hochschule einholen, an der du dich bewirbst. Auch bei den beruflichen Gründen gibt es bis zu 9 Punkte zu erreichen. Dabei gilt es, zu begründen, warum du für deine beruflichen Gründe beide Studienabschlüsse benötigst.

Selbst wenn es nicht zwingend nötig ist, beide Abschlüsse zu bekommen, kannst du in diesem Feld einige Punkte sammeln. Könntest du beispielsweise durch die Kombination von Erst- und Zweitstudium in einem Berufsfeld arbeiten, das dir nur durch dein Erststudium verschlossen geblieben wäre? Dann gibt es für „besondere berufliche Gründe“ immerhin 7 Punkte. Möchtest du durch ein weiteres Studium dein berufliches Tätigkeitsfeld erweitern, kann es für „sonstige berufliche Gründe“ noch 4 Punkte geben. Beachte jedoch, dass es häufig gar nicht so klar ist, in welche Gruppe dein Vorhaben passt. Eine gute und sinnvolle Begründung kann also tatsächlich den Ausschlag geben.

2 Punkte gibt es außerdem, wenn du länger aus dem Berufsleben ausgeschieden warst, durch Familienplanung zum Beispiel. Das Studium wäre dann sinnvoll, um einen beruflichen Neustart zu wagen. Wenn man bedenkt, wie wenig Studienplätze es für Zweitstudierende gibt, sind zwei Punkte jedoch in der Regel zu wenig, um den Platz zu ergattern.

Was, wenn die Punkte nicht ausreichen?

Das eben beschriebene Verfahren ist für den Studiengang Psychologie weit verbreitet. Das bedeutet jedoch nicht, dass du deinen Wunsch gleich aufgeben musst, wenn du die nötigen Punkte nicht erreichen kannst. Es gibt auch Ausnahmen der Regel. In Hamburg beispielsweise gibt es keine gesonderte Quote für Zweitstudierende. Du bewirbst dich auch im Zweitstudium mit deiner Abiturnote (mehr Infos zum Zulassungsverfahren gibt es hier). In Bremen kannst du dir aussuchen, ob die Note des Abiturs oder des Erststudiums in die Bewerbung eingeht. Auch hier werden Erst- und Zweitstudierende gleichberechtigt behandelt. Zuletzt kannst du immer Glück haben. Es kann passieren, dass sich in deinem Jahr besonders wenige Personen auf ein Zweitstudium bewerben oder nach der Auswahl nach Punkten schließlich noch Plätze übrigbleiben. Über diese entscheidet dann meist das Los.

Mein persönlicher Weg zum Zweitstudium in Psychologie

Ich bin damals noch einen etwas anderen Weg gegangen. Wie bereits erwähnt, studierte ich Psychologie hauptsächlich aus Interesse. Mit meinem Erststudium (Literaturwissenschaften) konnte ich weder berufliche noch wissenschaftliche Gründe anbieten. Es gibt einige (wenige) Universitäten, an denen man Psychologie ohne NC studieren kann. Eine dieser Unis ist die Fernuni Hagen. Dort habe ich mich also NC-frei eingeschrieben und das Studium begonnen. Da der Bachelor in Hagen jedoch kein klinisches Modul beinhaltet und ich mir vorstellen könnte, später im klinischen Bereich zu arbeiten, habe ich innerhalb des Bachelorstudiums die Universität gewechselt. Nun studiere ich „ganz normal“ an einer staatlichen Präsenz-Uni. Wenn du innerhalb eines Studienganges von einer Uni zur nächsten wechselst, dann gibt es wiederum andere Regeln. Ob es sich um dein Erst- oder Zweitstudium handelt, ist für die Zulassung egal.

Dieser Weg ist natürlich keinesfalls sicher. Es kann immer passieren, dass der Wechsel nicht genehmigt wird oder dass du viele Leistungen wiederholen musst. Mir wurden damals von etwa 50 ECTS ungefähr die Hälfte anerkannt. Zeitlich habe ich also ein Semester verloren, was für mich jedoch vollkommen in Ordnung war. Die Bewerbung erfolge auf Basis der Noten, die ich bisher im Psychologiestudium gesammelt hatte.

Zweitstudium in Psychologie kann gelingen!

Ich hoffe, ich habe dich mit meinen Ausführungen nun nicht allzu sehr verunsichert. Tatsächlich ist es nicht ganz unkompliziert, einen Studienplatz für ein Zweitstudium in Psychologie zu ergattern. Ich möchte dir aber dennoch Mut machen. Wenn du nicht auf eine bestimmte Uni festgelegt bist, kann es mit etwas Geduld und Organisationstalent dennoch gelingen. Informiere dich am besten vorab, an welchen Universitäten welche Regeln gelten und bewirb dich breit gefächert. Falls du bereits seit einiger Zeit berufstätig bist und die Möglichkeit hast, Geld zurückzulegen, kommt möglicherweise sogar ein Studium an einer Privatuniversität in Frage. Abgesehen davon kann man NC-frei an diversen Fernuniversitäten und im Ausland studieren. Wenn du später in den klinischen Bereich gehen oder eine Approbation erhalten möchtest, kommen Fernunis nur eingeschränkt in Frage. Andernfalls sind sie jedoch eine echte Alternative – vor allem für Menschen, die neben dem Beruf studieren und die damit einhergehende Flexibilität schätzen.

Ressourcen

An manchen Universitäten im Ausland bewirbt man sich nicht mit Noten, sondern muss vorab einen Aufnahmetest bestehen. Auch an einigen Privatunis ist dies der Fall. Das folgende Buch kann dir dabei helfen, diesen Test souverän zu bestehen:

Haghiri, Sina: Aufnahmetest Psychologie: Der komplette Vorbereitungskurs inklusive vollständiger Testsimulation. München: Pearson 2023.*

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