Sich an den Schreibtisch zu setzen und mit dem Lernen zu beginnen, ist nicht immer so einfach. Vor allem im Psychologiestudium muss man – zumindest am Anfang – recht viel auswendig lernen. Da braucht es eine Menge Motivation, Ausdauer und Strategie. Wenn du neben der Arbeit berufsbegleitend studierst, dann hast du vermutlich viel Disziplin. Das bedeutet jedoch nicht, dass du dir das Lernen mithilfe einiger praktischer Tools zum Lernen nicht erleichtern kannst!
Mittlerweile gibt es unzählige digitale Möglichkeiten und Programme dafür. Welche ideal für die eigenen Herausforderungen und Bedürfnisse sind, muss letztendlich jeder selbst herausfinden. Dennoch habe ich ein paar Favoriten, die ich regelmäßig nutzen und dir gern vorstellen möchte. Voilá: Die besten Tools zum Lernen – meine Top 5!
Tool #1: Youtube
Youtube ist keinesfalls eine Plattform, auf der man zwangsläufig seine Zeit verschwendet. Achtung: Die Videoplattform ist prädestiniert dazu, uns zum Prokrastinieren zu verleiten, weil durch einen ziemlich guten Algorithmus häufig genau die Videos angezeigt werden, die uns interessieren. Hier ein Tipp: Falls du mit einem Google-Account eingeloggt bist, dann achte darauf, dich vorher bei Youtube auszuloggen und regelmäßig deine Cookies zu löschen. Auf diese Weise siehst du einen Startbildschirm, der nicht dein eigenes Nutzerprofil widerspiegelt. Die Chancen stehen also gut, dass dir hier Videos angezeigt werden, die für dich ohnehin nicht so spannend sind.
Gib über die Suchleiste anschließend das Thema ein, zu dem du etwas Lernen möchtest. Vor allem in Bezug auf Statistik und Methodenlehre, aber auch in der Biologischen Psychologie, wirst du eine Menge Videos von Personen finden, die dir den Stoff noch einmal ausführlich erklären. Dadurch bekommst du Input von verschiedenen Seiten und kannst die Inhalte vermutlich besser verstehen, als wenn du dir nur die Vorlesungsfolien anschaust.
Tool #2: Anki
Anki ist ein Programm, mit dem man digitale Karteikarten erstellen kann. Grundsätzlich sind Karteikarten eine wunderbare Möglichkeit, um Inhalte auswendig zu lernen – und da kommt man leider im Psycholodiestudium nicht drum herum. Wenn du dabei versuchst, jede Karteikarte auf Papier zu schreiben, wirst du vermutlich viel zu lange brauchen. Falls du neben der Arbeit studierst, ist Zeit jedoch vermutlich eine knappe Ressource. Praktische Karteikartenapps helfen dir an dieser Stelle, deine Zeit bestmöglich zu nutzen.
Quizlet oder StudySmarter sind Konkurrenten, gegen die sich Anki erfolgreich durchgesetzt hat, weil das Programm schlichtweg die meisten Features bietet. Vor allem, wenn du mit anderen Studierenden zusammen lernen möchtest, macht es allerdings Sinn, auch bei den anderen beiden Apps einmal nach fertigen Decks aus deinem Studiengang und deiner Uni zu suchen. Vielleicht hat dort bereits jemand Karteikarten erstellt, die du nutzen kannst. Auch Altklausurfragen findet man dort teilweise.
Ich schätze an Anki ganz besonders den voreingestellten Lern-Algorithmus, der auf dem Prinzip des Active Recall Spaced Repitition basiert. Bei diesem Algorithmus werden dir die Inhalte, die du lernen möchtest, in festgelegten Abständen neu angezeigt. Auf diese Weise lernst du die Karten, die du noch häufiger wiederholen musst, weil du sie dir nicht gut merken kannst, so oft immer wieder, bis die Inhalte sitzen. Karten, die du dir gut merken kannst, steigen hingegen in der Lernreihenfolge schnell auf, sodass du weniger Wiederholungen benötigst und Zeit sparen kannst.
Außerdem macht die App es möglich, deine Lerninhalte in Stapeln mit Unterstapeln zu organisieren. So lässt sich zu jedem Modul beispielsweise ein eigener Stapel erstellen. Auch kannst du deine Stapel mit anderen Teilen und innerhalb einer Seminargruppe die Arbeit aufteilen. Ein großer Pluspunkt bei Anki ist, dass die App zwar sehr komplex sein kann, du jedoch innerhalb weniger Minuten Karteikarten erstellen und mit dem Lernen starten kannst.
Tool #3: Forest
Die meisten von uns verbringen viel zu viel Zeit vor dem Smartphone. Das „nur mal eben die Mails checken“ und das Aufploppen irgendwelcher Benachrichtigungen führt nicht nur dazu, dass die Screen Time immer weiter zunimmt, sondern reißt auch immer wieder aus der Konzentration. In der Folge machen wir es uns damit schwer, den Fokus zu halten und konzentriert zu lernen. Doch das tägliche Nutzen von Smartphones ist eine Sucht, die viele Menschen fest im Griff hat. So manch einer fühlt sogar eine unangenehme Beklemmung dabei, ohne das Handy aus dem Haus zu gehen. Die Forest App kann dabei helfen, Screen Time zu reduzieren und die Zeit, die du zum Lernen zur Verfügung hast, ideal zu nutzen.
Das Konzept ist ziemlich einfach und gleichzeitig genial – für Pflanzen-Verrückte wie mich funktioniert es so gut, dass es schon fast unheimlich ist. Zuerst legst du fest, wie lange du dich fokussieren möchtest. Bis zu 120 Minuten kannst du hier auswählen. Dann startest du den Timer. Auf deinem Smartphone kannst du nun sehen, wie über die ausgewählte Zeit hinweg ein Baum oder ein Strauch gepflanzt wird. Wenn du die App schließt oder etwas auf dem Handy machst, während der Timer noch läuft, verdorrt dein Baum. Alle gepflanzten und verdorrten Bäume siehst du außerdem in deinem virtuellen Wald. Für erfolgreich gepflanzte Bäume bekommst du Goldmünzen. Diese kannst du nutzen, um verdorrte Bäume aus deinem Wald zu entfernen oder neue Baumarten freizuschalten. Außerdem gibt es auch die Funktion, mit anderen zusammen Bäume zu Pflanzen oder Challenges zu absolvieren, um besondere, zeitlich begrenzte Baumarten für deinen Wald zu bekommen.
Ich benutze die Forest App vor allem an Tagen, an denen ich merke, dass ich viel prokrastiniere, wenig Motivation habe oder es mir schwerfällt, wirklich anzufangen. Dann untergliedere ich meine Lerneinheiten in Abschnitte von 30 oder 60 Minuten und versuche, mich nach jedem gepflanzten Baum mit etwas Kleinem zu belohnen – fünf Minuten hemmungslos am Smartphone scrollen, ein leckeres Mittagessen oder eine Pausenbeschäftigung, auf die ich mich freue.
Tool #4: ChatGPT
Die KI ChatGPT ist, seit sie im November 2022 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, in aller Munde. Mittlerweile ist die ein fester Bestandteil der modernen Arbeitswelt und insbesondere aus dem digitalen Arbeiten kaum noch wegzudenken. Immer mehr Texte im Internet werden beispielweise nicht mehr von Menschen verfasst, sondern von künstlichen Intelligenzen geschrieben und höchstens noch einem kurzen Lektorat unterzogen. Auch wenn man diese Vorgehensweisen durchaus skeptisch sehen kann, ist ChatGPT – wenn du es richtig einsetzt – ein wertvolles Tool zum Lernen im Studium. Und damit meine ich nicht, dass du die KI deine Hausarbeiten und Klausuren schreiben lässt – das wäre Betrug. Es gibt jedoch viele weitere Möglichkeiten, um dir mit ChatGPT die Arbeit zu erleichtern und Zeit zu sparen.
Dabei kann die künstliche Intelligenz dich bei folgenden Arbeitsschritten unterstützen:
Korrekturlesen: Rechtschreibung und Grammatik sind nicht jedermanns Stärke. Allerdings sieht es in wissenschaftlichen Arbeiten unprofessionell aus, wenn sich in deine Texte allzu viele Fehler eingeschlichen haben, egal wie gut deine Arbeit inhaltlich gelungen ist. Kopiere also deinen Text ins Chatfenster der KI und weise sie an, diesen Text zu korrigieren und dich auf Rechtschreibfehler hinzuweisen.
Übersetzen: Im Psychologiestudium gibt es viele Fachtexte, die auf Englisch verfasst wurden. Ist dein Schulenglisch etwas eingestaubt, beispielsweise, weil deine Schulzeit schon länger her ist, kannst du sie dir bequem von ChatGPT übersetzen lassen.
Zusammenfassen: Du hast noch einen langen Text vor dir, den du durcharbeiten müsstest und keine Zeit dafür? Überfliege ihn und lass ihn dir von der KI zusammenfassen! So fällt es meist auch leichter, herauszufinden, was das Wesentliche des Textes ist und das dann gezielt zu lernen.
Programmieren: An vielen Unis wird im Psychologiestudium das Statistikprogramm R benutzt. Dieses Programm erfordert es, eine eigene Programmiersprache zu lernen, um statistische Analysen damit zu erstellen. ChatGPT kann dir dabei helfen, die passenden Befehle auszuspucken, wenn du sie einmal nicht parat hast.
Inspirationen finden: Eine Hausarbeit steht an und das passende Forschungsthema ist noch nicht parat? In diesem Fall kannst du ChatGPT anweisen, dir ein paar Ideen vorzuschlagen. Selbst wenn das passende Thema noch nicht dabei ist, kommst du vielleicht auf diese Weise zu neuen Gedanken.
Tool #5: MyMind
Um komplexe Inhalte zum Lernen verständlicher aufzubereiten und den Überblick über ein Thema zu behalten, sind Mind Maps eine tolle Möglichkeit. Sie helfen dir dabei, Stichworte und deren Beziehung zueinander zu verbildlichen. Beim Erstellen verinnerlichst du ein bestimmtes Lerngebiet besonders gut. Mind Mapping Tools gibt es im Internet wie Sand am Meer. Ich kann hier gar nicht unbedingt sagen, dass ich ein bestimmtes Tool am besten finde. Besonders unkompliziert zugänglich ist das Open Source Projekt MyMind. Die Oberfläche ist einfach zu bedienen und du benötigst weder eine Anmeldung, noch müsstest du für die Nutzung bezahlen. Außerdem ermöglicht MyMind auch einfache Berechnungen innerhalb der Mind Maps. Eine Alternative, mit der man Mind Maps erstellen kann, die besonders professionell ausschauen, ist Wise Mapping. Hier ist jedoch eine Registrierung empfehlenswert, da ohne diese nicht alle Funktionen nutzbar sind.
Fazit: Zeit sparen und bessere Noten mit praktischen Tools zum Lernen
Die Tools zum Lernen, die ich dir vorgestellt habe, helfen mir dabei, im alltäglichen Wahnsinn zwischen Beruf, Familienleben und Arbeit nicht die Nerven zu verlieren. Wenn du wirklich alles vollständig, genau, in der Tiefe und eigenständig lernen möchtest, dann solltest du natürlich keine Programme wie ChatGPT oder bereits von anderen erstellte Karteikartensets nutzen. Doch Hand aufs Herz – wer neben der Arbeit und vielleicht sogar mit Kind studiert, kann sich diesen Luxus nicht immer leisten. Die Zeit ist oft knapp und jünger wird man auch nicht mehr. Ich persönlich finde es daher vollkommen in Ordnung, sich den Studienalltag etwas zu erleichtern.
Was meinst du dazu? Kanntest du die vorgestellten Tools zum Lernen bereits? Oder nutzt du noch weitere? Lass es mich gern in den Kommentaren wissen