Mutter oder Vater zu werden ist vermutlich eines der größten Ereignisse, die man erleben kann. Alltag, Prioritäten und die gesamte Identität verändern sich. Bei Frauen verändert sich durch die Hormone sogar die Struktur des Gehirns. Einfach so weiterleben wie bisher, nur eben mit Baby – das ist in der Regel weder erstrebenswert noch möglich. Gleichzeitig sind Wünsche, Ziele und Träume, die man vor der Elternschaft hatte, nicht automatisch weggeblasen oder vergessen. Mir beispielsweise ist es wichtig, dennoch so schnell wie möglich mein Studium abzuschließen. Im Sommersemester wird mein Sohn 6 Monate alt sein – und ich habe mich heute erst zurückgemeldet. Ob und wie das Studium mit Baby letztendlich klappen wird, das kann ich euch natürlich erst in ein paar Monaten berichten. Meine Gedanken und Pläne dazu erfahrt ihr jedoch bereits in diesem Artikel.
Wie viele Veranstaltungen soll ich belegen?
Wenn das neue Semester anfängt, werde ich mein Baby immer noch hauptsächlich stillen. Das bedeutet jedoch auch, dass es nicht ohne weiteres möglich sein wird, zur Uni zu fahren. Sicherlich könnte ich es ab und zu organisieren – jedoch keinesfalls regelmäßig, gar wöchentlich. Allerdings hat man, wenn man familiäre Verpflichtungen neben dem Studium hat, die Möglichkeit, einen Nachteilsausgleich zu beantragen. Zu den familiären Verpflichtungen zählt neben der Kinderbetreuung auch beispielsweise die Pflege von nahen Angehörigen. Mit Hilfe des Nachteilsausgleiches kann man alternative Seminar- oder Prüfungsleistungen aushandeln. Da ich den Nachteilsausgleich bereits im letzten Semester beantragt habe, habe ich die Hoffnung, beispielsweise anstelle von Referaten Hausarbeiten schreiben zu können. Ob und welche Dozierenden mir eine Online-Alternative ermöglichen werden, steht jedoch noch in den Sternen. Da meine Zeit aktuell außerdem begrenzt ist, plane ich, eines, höchstens zwei Seminare zu belegen. Dies entspräche dann insgesamt 6 Semesterwochenstunden zuzüglich zwei Semesterwochenstunden für die Modulprüfung.
Wann werde ich Zeit haben zu lernen?
Mit einem kleinen Baby zuhause musste ich eines lernen: Ich kann aktuell nicht frei über meine Zeit verfügen. Ein so kleiner Mensch kann seine Bedürfnisse nicht zurückstellen – ich schon. Aktuell ist es so, dass ich, nachdem ich ihn schlafen gelegt habe, in der Regel noch zwei bis drei Stunden für mich habe. Dies sind die Stunden, in denen ich relativ frei entscheiden kann, was ich mache. Ich treibe etwas Sport (zum Beispiel über Gymondo Online Fitness*), lese ein Buch, meditiere etwas oder antworte auch Nachrichten. Im neuen Semester möchte ich gern etwa eine Stunde pro Abend für die Uni aufwenden – das halte ich für relativ realistisch. Zusätzlich machen mein Partner und ich es so, dass ich mich jeden Sonntag für drei bis vier Stunden in ein Café in der Nähe setze. Dort schreibe ich etwas, lese und genieße einfach, einmal für mich zu sein. Diese Zeit kann er exklusiv mit unserem Sohn verbringen. Das stärkt die Bindung der beiden und entlastet mich gleichermaßen. Hier wird nun also ein weiteres Zeitkontingent frei. Pro Woche habe ich also etwa 10 bis 11 Stunden, die ich für die Uni investieren könnte.
Vermutlich wird das nicht immer so funktionieren. Babyschlaf ist nicht immer planbar und es wird Zeiten geben, in denen der Kleine mich vermutlich wieder mehr braucht. Dafür habe ich jedoch auch einen gewissen Puffer eingeplant, wenn ich nur zwei Seminare belege.
Der Nachteilsausgleich
Ein Nachteilsausgleich ist eine individuelle Anpassung für Studierende mit Behinderung, chronischer Erkrankung oder eben zusätzlichen sozialen Verpflichtungen. Das Ziel des Nachteilsausgleiches ist es, Chancengleichheit zu gewährleisten. Dabei werden Prüfungs- und Studienbedingungen so modifiziert, dass Nachteile ausgeglichen werden, ohne die Anforderungen an die Leistungen zu senken.
Beispiele für Nachteilsausgleiche:
- Verlängerte Bearbeitungszeiten bei Klausuren oder Hausarbeiten
- Alternative Prüfungsformate, z. B. mündliche statt schriftliche Prüfungen
- Barrierefreie Materialien, z. B. digitale Skripte oder Braille-Texte
- Assistenzleistungen, z. B. Schreib- oder Gebärdensprachdolmetscher
- Ruhige Prüfungsräume für Studierende mit Konzentrationsschwierigkeiten
In meinem Fall habe ich beantragt, eine längere Bearbeitungszeit für Hausarbeiten (auch die Bachelorarbeit) zu bekommen, öfter fehlen zu dürfen (wenn der Kleine zum Beispiel einmal krank ist), Leistungen (wenn möglich) online ablegen zu können sowie Seminare so auszuwählen, dass die Zeit zu den Betreuungszeiten passt.
Der Antrag wird in der Regel beim Prüfungsamt gestellt. Meist sind ärztliche Atteste oder andere Nachweise erforderlich. Ich habe damals meinen Mutterpass eingereicht und den Nachteilsausgleich für das gesamte Studium ausgestellt bekommen.
Prioritäten setzen – es muss nicht alles perfekt sein beim Studium mit Baby
Im Fach Psychologie herrscht leider ein ziemlich hoher Notendruck. Um einen Masterstudienplatz zu ergattern, braucht man definitiv einen 1er-Schnitt. Dennoch versuche ich, mich frei von diesem Leistungsdruck zu machen. Mein Ziel ist es, das Studium mit Baby dennoch abzuschließen – das wird mit der Mehrbelastung herausfordernd genug. Ich brauche keine perfekten Noten. Ich nehme mir daher vor, mich auf die wichtigsten Aufgaben und Inhalte zu konzentrieren. In diesem Semester wird es ausreichen, 70 Prozent zu geben statt 120. Wenn ich einmal nur 20 Prozent geben kann, ist das auch okay. In diesem ersten magischen Babyjahr werden mein Baby und meine Familie definitiv vorgehen.
Optimistisch bleiben
Ich denke, dass das Studium mit Baby sicherlich eine Herausforderung sein wird. Doch mein Kind lehrt mich auch jeden Tag Geduld, Flexibilität und die Kunst, das Beste aus jedem Moment zu machen. Ich lerne, effizienter zu arbeiten, Unterstützung anzunehmen und mir selbst gegenüber nachsichtig zu sein. Ob das alles so funktionieren wird, wie ich es mir vorgestellt habe, weiß ich natürlich noch nicht. Doch ich halte dich auf dem Laufenden! Sicherlich wird es in ein paar Monaten noch einmal ein Update geben, in dem du erfährst, ob meine Pläne aufgegangen sind.
Hast du Erfahrung mit der Dreifachbelastung von Job, Familienleben und Studium? Wenn ja – wie hast du es gemeistert? Erzähl es mir in den Kommentaren!
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