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Studieren mit Kind – So gelingt das Studium als junge Mutter

Unter der Gruppe jener, die sich dazu entscheiden, mit Ü30 noch einmal zu studieren, sind statistisch gesehen nicht wenige, die ebenso Eltern sind. Die meisten Frauen, die eine Familie gründen möchten, tun dies zwischen Mitte 20 und Mitte 30. Da kann es also gut passieren, dass die Zeit, in der ein Kind geboren wird, sich mit einem berufsbegleitenden Studium oder einem Fernstudium überschneidet. Doch wie kann es gelingen, Studium, Beruf und Familienleben unter einen Hut zu bekommen? Wie lange nach der Geburt ist es realistisch, mit dem Studium fortzufahren? Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es beim Studieren mit Kind? Diese Fragen wird dir der folgende Artikel beantworten.

Ein kleiner Disclaimer zu Anfang: Natürlich sollen sich junge Väter ebenso wie Mütter angesprochen fühlen. Da sie jedoch in der Regel nicht diejenigen sind, die ihre Babys in den ersten Lebensmonaten stillen, sind sie insgesamt meist etwas freier. Aus diesem Grund werde ich hauptsächlich für die Mütter im Fernstudium oder berufsbegleitendem Studium schreiben – was nicht heißt, dass die Informationen dieses Artikels nicht auch für Väter hilfreich sein können.

Schwanger werden im Studium – ist das eine gute Idee?

Manchmal erscheint es so, als gäbe es schlichtweg keinen richtig guten Zeitpunkt, um eine Familie zu gründen. Ist man unter 20, gilt man häufig als viel zu jung – immerhin müsse man Schule und Ausbildung erst abschließen. Über 30 wird man als Frau ständig daran erinnert, dass „die biologische Uhr tickt“. Gleichzeitig handelt es sich um die Jahre, in denen von einem erwartet wird, Karriere zu machen und sich beruflich weiterzuentwickeln. Immer mehr Frauen bekommen ihre Kinder später im Leben. Jenseits der 40 sinken jedoch die Chancen, schwanger zu werden, rapide. So hat es in jeder Lebensphase Vor- und Nachteile, eine Familie zu gründen.

Wer studiert und nebenbei arbeitet, hat meist viel um die Ohren. Wenn du dich also entscheidest, schwanger zu werden (oder es ungeplant passiert), ist es vermutlich nicht realistisch, so weiterzumachen wie bisher. Viele Frauen berichten, dass ihre Prioritäten sich ohnehin verschieben – die Familie und das neue, kleine Wesen stehen plötzlich im Zentrum des Lebens. Dennoch kann es auch Vorteile haben, während des Studiums Mutter zu werden. Wenn du beispielsweise dadurch einen flexibleren Zeitplan hast, dadurch, dass du in Elternzeit bist, kann es vor allem am Anfang gut möglich sein, die eine oder andere Lehrveranstaltung zu absolvieren. Vor allem, wenn du ein Fernstudium machst, bei dem du dir die Zeit selbst einteilen kannst, ist es nicht unrealistisch, auch im ersten Babyjahr schon weiterzustudieren. Es kommt also hauptsächlich auf die äußeren Umstände an: Musst du nebenbei auch noch arbeiten? Hast du einen Partner, der präsent ist und beispielsweise selbst Elternzeit nimmst? Gibt es anderweitige Unterstützung durch Freunde, Familienmitglieder und so weiter?

Flexible Modulpläne sind dein Freund

Wenn du ein kleines Kind zu betreuen hast, dann wird dir das Studium am besten gelingen, wenn du möglichst viel Flexibilität hast. Studiengänge, die durchstrukturiert und verschult sind, vielleicht sogar vorgegebene Stundenpläne haben, sind dann nicht so einfach einzuhalten. Wenn du vorher gearbeitet hast (oder das sogar weiterhin tun möchtest), dann wirst du dich ja aber vermutlich ohnehin nicht für solch ein Studium entschieden haben. Je mehr du selbst entscheiden und beispielsweise deine Lehrveranstaltung auch entsprechend deines Betreuungsplanes ausrichten kannst, umso besser. An manchen Universitäten gibt es auch die Möglichkeit, in Teilzeit zu studieren. Das könnte eine gute Möglichkeit für dich sein, um nicht in den Stress zu kommen, eine konkrete Anzahl an Studienpunkten pro Semester nachweisen zu müssen.

Zeitmanagement ist das A und O

Wenn du mit Kind studieren möchtest, dann hast du viel weniger Zeit als vorher. Prokrastination ist dann kaum noch möglich. Stattdessen heißt es vermutlich, jede freie Minute zum Lernen zu nutzen. Statt gemütlichem Kaffeetrinken in der Mensa heißt es nun öfter, sich zu disziplinieren und sich Lernpläne zu erstellen. Das Gute daran: Wenn du vorher bereits neben der Arbeit studiert oder ein Fernstudium absolviert hast, dann bist du vermutlich bereits ohnehin gut organisiert. Die Zeitmanagement-Fähigkeiten und Produktivitäts-Techniken, die du im berufsbegleitenden Studium gelernt hast, helfen dir auch jetzt. Darüber hinaus darfst du dir bewusstmachen, dass es vollkommen in Ordnung ist, im Studium nicht mehr 120 Prozent zu geben. Möglicherweise wird sich das auch in deinen Noten widerspiegeln. Sei nicht zu hart mit dir, wenn weniger Zeit und Aufmerksamkeit dazu führen, dass dein Notenschnitt etwas absinkt. Vermutlich werden sich deine Prioritäten ohnehin verschoben haben.

Finanzierung des Studiums

Egal, in welchem Lebensabschnitt du ein Studium beginnst – die Finanzierung eines berufsbegleitenden Studiums wird immer ein Thema sein. Für studierende Eltern ist dieser Punkt noch ein wenig komplexer. Hierzu wird bei Gelegenheit noch ein umfangreicherer Blogpost zur erscheinen. Kurz gesagt, ist es möglich, beim Studieren mit Kind folgende Finanzierungsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen:

  • Elterngeld (in der Regel abhängig vom Einkommen, steht aber auch Personen zur Verfügung, die vorher kein Einkommen hatten, beispielsweise weil sie in Vollzeit studiert haben)
  • Kindergeld (im Jahr 2024 pro Kind 250 Euro pro Monat)
  • BAföG inklusive Kinderbetreuungszuschlag (vorausgesetzt, du hattest auch vorher einen Anspruch auf BAföG)
  • Kinderzuschlag (wenn Eltern finanziell nicht in der Lage sind, den Unterhalt ihrer Kinder zu decken)
  • Mutterschaftsgeld (wenn du vorher neben dem Studium berufstätig warst)

Ob und in welchem Umfang du diese Leistungen beantragen kannst, ist ziemlich individuell. Ganz hilfreich für einen Überblick ist die Broschüre des Studentenwerks Berlin. Wenn du dich beraten lassen möchtest, dann kannst du diesbezüglich auch bei dem Studentenwerk nachfragen, welches für deine Stadt zuständig ist. Weitere Hilfe und Beratung kannst du über die Sozialberatung deiner Universität, das Gleichstellungsbüro oder, falls es das bei dir gibt, Elternservicebüros für Studierende mit Kind erhalten.

Studieren mit Kind: Du bist nicht allein!

Egal, ob die Schwangerschaft geplant oder ungeplant war – Studieren mit Kind kann eine zusätzliche Herausforderung darstellen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es unmöglich ist oder dass dein Leben aufhört, wenn du Mutter geworden bist. Im Gegenteil: Mit Selbstdisziplin, Unterstützung und guter Planung kann dies eine ganz besondere und wunderschöne Phase in deinem Leben werden. Mache dir bewusst, dass du nicht allein bist und auch nicht alles allein meistern musst.

Seit 2009 ist die Zahl der Studierenden mit Kind regelmäßig angestiegen und es gibt diverse Anlaufstellen, die dir bei Fragen und Problemen weiterhelfen können. Viele Universitäten besitzen sogar eigene Kinderbetreuungsmöglichkeiten und Kita-Plätze, sodass oft viel mehr möglich ist, als man anfangs denken könnte. Wenn es dir doch einmal alles zu viel wird, dann gibt es an den meisten Universitäten auch eine psychologische Beratungsstelle, die bei mentalen Schwierigkeiten helfen kann. Auch Prüfungsstress, Schwierigkeiten mit dem Zeitmanagement und Prüfungsängste sind Themen, bei denen man sich dort Hilfestellungen und wertvolle Tools holen kann.

Ressourcen

Sehr gutes Buch bezüglich Formularien, Anträge und Organisation:

Simoens, Anne Nina; Pallasch, Anja: Babypedia: Elterngeld, Elternzeit, Anträge, Finanzen, Rechtsfragen, Ausstattung – Checklisten, Links, Apps, Literatur. München: Goldmann 2024.*

Entscheidungshilfe zur Frage, ob sich Studium und Kind individuell vereinbaren lassen:

Cremer, Annette Caroline: Studieren und Forschen mit Kind. Köln: UTB 2017.*

*enthält affiliate Links

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